Leuchttürme
Hören Sie die Geschichte von dem ersten Leuchtturmwärter im Bovbjerger Leuchtturm
Der Bovbjerg Leuchtturm
Der Leuchtturm von Bovbjerg wurde 1877 gebaut. Der Turm ist 26 m hoch und mit seiner Lage auf der Bovbjerger Steilküste etwa 40 m über dem Meeresspiegel gelegen liegt das Leuchtfeuer 62 m über dem Meer. Es ist bei guter Sicht fast 30 km weit zu sehen. Der Leuchtturm wurde rot gestrichen, damit die Seeleute ihn nicht mit den weißen Kirchtürmen in Ferring und Trans verwechselten, die auch als Seezeichen dienten.
Der Leuchtturm ist immer noch in Betrieb und die Lichtcharakteristik ist 2 Mal blinken je 15 Sekunden. Aber er ist völlig unbemannt und wird vom Leuchtturm Fornæs Fyr bei Grenaa aus gesteuert. Heute werden die Gebäude des Bovbjerger Leuchtturms als Kulturzentrum genutzt, in dem viele Freiwillige arbeiten.
C. F. Grove
Der Bovbjerger Leuchtturm wurde von C. F. Grove entworfen, einem Leuchtfeueringenieur von der Leuchtfeuer- und Seezeichenverwaltung. Tatsächlich ist es ihm zu verdanken, dass Leuchttürme an der Westküste Jütlands gebaut wurden. Im Jahre 1853 wurde eine staatliche Kommission gegründet, die einen Bericht über die Verbesserung des Leuchtfeuerwesens in Dänemark erstellen sollte. Die Kommission bestand aus einem Vizeadmiral, zwei Fregattenkapitänen und Leuchtfeueringenieur Grove. Nach einem Jahr Arbeit kam die Kommission zu dem Schluss, dass es nicht notwendig sei, große Leuchtfeuer an vielen Orten in Dänemark zu bauen, sondern dass sie in Küstennähe so dicht stehen sollten, dass die Schiffe immer mindestens ein Leuchtfeuer sehen könnten. Was die Westküste anbelangt, war es am besten, keine Leuchtfeuer aufzustellen, damit die Schiffe sich weit von dieser „Eisenküste“ fernhielten. Damit war Grove nicht einverstanden und zum Glück bekam er Unterstützung aus dem Marineministerium. Als er dann zum Leiter der Leuchtfeuer- und Seezeichenverwaltung ernannt wurde, begann der Bau der Leuchttürme an der Westküste Jütlands, einschließlich der Leuchtturm von Bovbjerg. Unter Groves Leitung wurden 24 neue Leuchttürme gebaut und 8 neue Feuerschiffstationen errichtet.
Darüber hinaus war Grove auch die treibende Kraft in einer Kommission, die herausfinden sollte, wie sich die Westküste vor Abbrüchen schützen ließe. Er war es, der die speziellen Buhnen erfand, die an der Westküste seit 1875 gebaut werden.
Der Leuchtturm und Strandungen
Obwohl Leuchttürme entlang der Nordseeküste Jütlands gebaut wurden, strandeten dennoch viele Schiffe. Es gehörte zu den Pflichten eines Leuchtturmwärters, die Umstände und Ursachen der Strandungen zu melden – denn die Leuchtfeuer sollten ja Strandungen verhindern, weshalb die Leuchtfeuer- und Seezeichenverwaltung an Informationen interessiert war, wenn dennoch etwas schief ging.
Der erste Leuchtturmwärter der Leuchtturm von Bovbjerg war Chr. Heering. Er hatte sich um die Stellung als Leuchtturmwärters bereits vor dem Bau des Leuchtturms beworben. Mit seiner kleinen Familie zog er dort am 9. Dezember 1877 ein und am 30. Dezember desselben Jahres erstrahlte das Licht des Leuchtturms zum ersten Mal.
Das Bild erschien 1878 in der Zeitschrift „Illustreret Tidende“ mit dem Untertitel „Der neue Leuchtturm von Bovbjærg“.
Der Leuchtturmwärter als Retter
Sonntag den 16. Oktober 1881 strandete bei Ferring das Schiff „Mathilde“ aus Holbæk. Der Raketenapparat wurde aus Ferring geholt und die Mannschaft schoss eine Leine zum Schiff, aber dort gab es Probleme. Die Besatzung musste schließlich ins Wasser springen und an Land schwimmen. Es befanden sich jedoch noch zwei Jungen auf dem Schiff. In seinem Bericht an die Leuchtfeuer- und Seezeichenverwaltung schrieb Heering: „Wir haben sie an Land holen können“. Aber er erzählte nicht, dass er sie geholt hatte. Das machte dagegen der Kapitän der „Mathilde“ in seinem Bericht, in dem er schrieb, dass die beiden Jungen umgekommen wären, „ ... wenn Leuchtturmwärter Heering vom Leuchtturm „Bovbjerg Fyr“ sich nicht in die Brandung geworfen hätte, wo er von einer Welle in Richtung Wrack gezogen wurde, sodass es ihm gelang, einen Mann zu greifen und ihn an Land zu bringen. Danach griff er den anderen, einen französischen Jungen, und diese doppelte Rettung geschah wahrlich im letzten Moment, da beide Männer fast bewusstlos vor Erschöpfung waren und sich nicht mehr lange auf dem Schiff hätten halten können. Es war eine kühne und mutige Aktion [...]. Herr Heering brachte sein eigenes Leben immer wieder in Gefahr, als er in der dunklen Nacht und der schrecklichen Brandung zum Wrack schwamm, um zwei Menschenleben zu retten, die ohne ihn verloren gewesen wären.“
Für seine Tat erhielt Heering die Medaille für die Rettung Schiffbrüchiger. Aber er überwarf sich auch mit dem Rettungsleiter Anton Andersen, der meinte, dass die Rettung Aufgabe des Rettungswesens gewesen sei und dass sich Heering in Angelegenheiten eingemischt hätte, die ihn nichts angingen.
Leuchtturmwärter im Leuchtturm von Bovbjerg
Zum Bovbjerger Leuchtturm gehörten drei Dienstwohnungen. Die Wohnung des Leuchtturmwärters im Süden war die prächtigste. Dann war da noch die Wohnung des ersten Assistenten über der Wohnung des Leuchtturmwärters. Der zweite Assistent wohnte im Nordflügel des Gebäudekomplexes, wo auch die Ställe lagen.
Der Leuchtturmwärter stand ganz oben in der Hierarchie des Leuchtturms. Er war seinem Vorgesetzten in der Leuchtfeuer- und Seezeichenverwaltung unterstellt, die wiederum dem Marineministerium unterstellt war, das ein wachsames Auge auf seine Mitarbeiter hatte. So durfte nichts ohne schriftliche Genehmigung vom Marineministerium erfolgen. Ein Arbeitsleben als Leuchtturmwärter war daher mit sehr viel Bürokratie verbunden. Jedes Mal, wenn neue Vorräte an Öl, Putztüchern usw. gekauft werden mussten, hatte dies über die Leuchtfeuer- und Seezeichenverwaltung zu erfolgen, die die Ware im Leuchtfeuermagazin in Kopenhagen bestellte. Es mussten erst Akten angelegt und Berichte über alles geschrieben werden, was am Leuchtturm passierte, wer welche Arbeiten durchführte und welche Materialien gebraucht wurden.
Dazu kam der Wachdienst, an dem der Leuchtturmwärter auch teilnahm. Die Hauptaufgabe bestand darin, aufzupassen, dass das Leuchtfeuer die Nacht über brannte. Die Wachen wurden zwischen den Mitarbeitern aufgeteilt und die Nachtschichten durften 6 Stunden hinter einander nicht überschreiten. Man musste wach bleiben, die Linse vollständig frei von Ruß und Staub halten sowie den Dienstbericht schreiben, bevor die Wache zu Ende war. Am Tag musste sich das Leuchtturmpersonal um die Wartung und Pflege aller Geräte und Apparate kümmern, und dass es überall sauber und ordentlich war – es musste geputzt und poliert werden! Das Leuchtfeuer hatte reibungslos zu funktionieren, ansonsten kamen scharfe Ermahnungen und Drohungen von oben.
Das Foto zeigt Leuchtturmwärter Rasmussen, der von 1883 bis 1903 seinen Dienst verrichtete.
Meer und Gartenbau
Ursprünglich gehörte eine Landwirtschaft mit zum Leuchtturm. Der Leuchtturmwärter und jeder seiner Assistenten hatten nicht nur einen Garten, sondern auch ein Stück Ackerland. Es war Teil ihres Gehalts – wie es damals auch bei Pfarrern und Lehrern üblich war. Sie hatten eine gemeinsame Scheune, die zum Dreschen von Getreide und zur Lagerung des Futters benutzt wurde. Der Leuchtturmwärter und der erste Assistent hatten jeder ein eigenes Futterlager und einen eigenen Kuh- und Schafstall. Der Leuchtturmwärter besaß nur zwei Kühe und ein Schaf, damit sich die landwirtschaftliche Tätigkeit in Grenzen hielt.
Im Jahre 1899 verkaufte man das Ackerland und damit waren alle sehr zufrieden. Die meisten Mitarbeiter des Leuchtturms waren seit ihrer Jugend zur See gefahren und hatten weder den Wunsch noch verfügten sie über das Wissen, sich mit Landwirtschaft zu beschäftigen. Aber die Gärten behielten sie.
Auf dem Foto von 1955 sind die Gärten noch zu sehen sowie die Veranda, die zur Leuchtturmwärterwohnung gehörte. Die Tochter eines Leuchtturmwärters erzählte später davon, wie wichtig es war, Schutz vor dem Wind zu schaffen: „Im Garten wurden Reihen von Faschinen aus Tannenzweige aufgestellt, die den Garten in Quadrate unterteilten. Denn wenn Vater zum Beispiel Kartoffeln gelegt hatte und diese schön zu sprießen begannen, dann kam ein Sturm aus Westen und sie wurden über Nacht schwarz.“
Foto: Sylvest Jensen Luftfoto; Det Kongelige Bibliotek.
Ein kultureller Leuchtturm mit aktiven Freiwilligen
Der Leuchtturm von Bovbjerg ist ein Kulturhaus mit etwa 50 000 Besuchern pro Jahr. Es gibt ein Café und es finden Veranstaltungen verschiedener Art statt wie gemeinsame Mahlzeiten, Ausstellungen, eine Feier am Tag des dänischen Grundgesetzes, Herbstmarkt und Turm-Rappelling! Nach wie vor ist es auch eine Attraktion, die 93 Stufen des Turms zu erklimmen und die herrliche Aussicht über Meer und Land zu genießen.
Im Jahre 2003 setzten sich Einheimische dafür ein, dass der Leuchtturm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde nachdem die bis dahin zuständige dänische Seefahrtsbehörde „Farvandsvæsnet“ ihn zum Verkauf anbot. Schließlich kaufte die Gemeinde Lemvig den Leuchtturm für insgesamt 1 Million DKK, um ihn dann für 1 symbolische dänische Krone an die Stiftung „Bovbjerg Fyrs Fond“ zu verkaufen, der der Leuchtturm heute gehört.
Heute wird „Bovbjerg Fyr“ nicht von Leuchtturmwärtern und Assistenten bevölkert sondern von einer „Leuchtturmwärterin“ (der Leiterin des Kulturhauses) und vielen Freiwilligen! Sie kümmern sich um alles von Café bis Kunstausstellungen und Vermittlung der Geschichte des Leuchtturms. Es ist ein Leuchtturm für Enthusiasten und ein Ort, wo neue Ideen ausprobiert werden.
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