Berichte
1. November 1921
Die großen Segelschiffe
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. waren die Dampfschiffe dabei, die Konkurrenz mit den Segelschiffen zu gewinnen. Dampfschiffe wurden ständig größer, schneller und effektiver. Die Konstrukteure von Segelschiffen begannen daher, neue Stahlschiffe vom Klipper-Typ zu bauen, die für die Überseerouten geeignet waren. Die neuen Schiffe liefen gut und waren für schnelles Segeln gebaut. Den Dampfschiffen gegenüber hatten sie außerdem den Vorteil, nicht von Brennstoff abhängig zu sein und Monate lang auf See bleiben zu können.
Bragdø oder Ditton, wie sie ursprünglich hieß, wurde 1891 in England gebaut. Zu dem Zeitpunkt war sie das weltgrößte 3-Mast-Vollschiff. In den folgenden 30 Jahren fuhr das Schiff 19 Reisen zwischen Europa und Nordamerika, Südamerika und Australien. Eine Reise von Newcastle nach San Francisco dauerte zwischen 79 und 180 Tagen.
Die letzte große Fahrt
Als Bragdø vor Vrist strandete, war es ihre erste Nordseereise. Sie war auf dem Weg nach Kristiansand, wo sie in die Werft sollte. Ein Artikel in der australischen Zeitung Marlborough Express vom 15. März 1920 berichtet von ihrer letzten großen Fahrt:
”Bragdø verließ New York mit Ziel Sydney am 7. Februar 1919; stark mit Seepocken* bedeckt, lief sie langsam und schwer am 1. März 1920 in Sydneys Hafen ein. Die Reise hatte also mehr als ein Jahr gedauert. Kurz nach dem Auslaufen in New York war sie in einen schrecklichen Sturm geraten. Sie verlor dabei nach und nach zwei Masten. Abgetakelt und hilflos war sie der Gnade der Wellen überlassen, bis ein griechisches Dampfschiff sie fand und nach Bermuda schleppte. Dort wartete sie acht Monate lang, bis neue Ausrüstung und Takelage aus New York eintraf und montiert wurde. Dann setzte sie die Reise fort. Es gab keine Möglichkeit, in ein Dock zu kommen, und das Schiff war mit Seepocken übersät, als es nach Australien auslief. Wegen der Seepocken lief es nur sechs Knoten statt 12.”
*Seepocken sind kleine Krebse, die kegelförmige Kalkgehäuse bilden. Sie kommen auch in dänischen Gewässern vor.
Auf den Spuren der Bragdø
Bragdø aus Kristiansand war eines der größten Schiffe, die an dieser Küste strandeten. Ihre Masten waren so hoch, dass man sie von der Kirche in Nr. Lem bei Lemvig, 12 km entfernt, sehen konnte.
Auf dem Hof Vestergård, im Pfarrbezirk Flynder ist der Eingang des Wohnhauses mit ansehnlichen Geländerpfosten von der Bragdø geschmückt. Diese Pfosten stammen vom Poopdeck, einem Aufbau am hinteren Ende des Schiffs.
Die massiven Gusseisenpfosten von Bragdøs Oberdeck stehen noch immer am Banegårdsstien in Lemvig.
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