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Berichte

Anny aus Terneuzen

11.-13. Oktober 1916

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Gegen 17.00 Uhr am 11. Oktober 1916 bemerkte der Vormann der Rettungsstation Thorsminde einen Schoner, der nahe der Küste von Süden heran kam. Der Seegang war hoch und ein Sturm blies aus Westnordwest. Die Strandungsgefahr war groß.
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Die Rettungsmannschaft und die Zugpferde der Nachbarstation Tuskær wurden für 18.00 Uhr zur Rettungsstation bestellt. Dort belud man vier Wagen mit Raketenapparaten, und um 18.30 waren die Männer startbereit.
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Am Strand wurde eine Signalrakete abgeschossen, aber die Schiffsbesatzung antwortete nicht. Der Kapitän hatte Anker geworfen. Er wollte den Sturm abreiten.
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Die Rettungsmannschaft beobachtete das Schiff vom Strand aus. Nach eineinhalb Tagen gaben die Ankerketten auf, und das Schiffbegann zu treiben. Nun begann die Rettungsmannschaft mit der Arbeit.
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Die Hosenboje wurde eingesetzt und die fünf Besatzungsmitglieder gerettet. Es handelte sich um den niederländischen Stahlschoner Anny aus Terneuzen, unter dem 24-jährigen Kapitän Jan Kuipers.
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Der Kapitän und der Steuermann wurden im Strandhauptmannshof in Fjaltring beim Strandhauptmann Ole Jespersen und seiner Familie einquartiert. Dort blieben sie mehr als einen Monat lang, während sie darauf warteten, dass das Schiff von der Küste geschleppt wurde.
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Der junge Kapitän Jan Kuipers hatte so reichlich Zeit, sich in Ole Jespersens älteste Tochter Kathrine zu verlieben. Sie heirateten 1919.
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1920 kam Sohn Olgert, danach kamen Ole und Dina. Kathrine und die Kinder begleiteten Jan Kuipers auf seinen Schiffen.
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1935 ließ sich die Familie in Fjaltring, wo sie ein Haus in holländischem Stil bauten.

Die Tochter des Strandhauptmanns

Der Bericht über Anny aus Terneuzen ist eine der wenigen glücklichen Strandungsgeschichten. Aber es ist anzunehmen, dass es für Kathrine Jespersen keine leichte Entscheidung war, den Heiratsantrag von Kapitän Kuipers anzunehmen.

Kathrine wurde 1890 geboren. Als Anny aus Terneuzen 1916 strandete, war sie also eine erwachsene Frau von 26 Jahren. 1915 war ihre Mutter gestorben und hatte Mann und 14 Kinder hinterlassen. Da Kathrine unverheiratet und die Älteste war, übernahm sie nun die Pflichten der Mutter im Hof des Strandhauptmanns und betreute auch die jüngsten Geschwister.

Der Strandhauptmann war verpflichtet, Schiffbrüchigen Herberge zu gewähren, und in seinem Haus waren immer Betten für Fremde bereit. Wenn die Schiffbrüchigen gebracht wurden, bekamen sie eine warme, nahrhafte Mahlzeit, häufig Suppe, und wurden danach in angewärmte Betten gelegt. Wie auch Jan Kuipers, blieb der Kapitän des gestrandeten Schiffs oft länger im Hof des Strandhauptmanns, bis alle notwendigen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Schiff erledigt waren.

Kathrine Jespersen heiratete Jan Kuipers 1919. Da war das jüngste ihrer Geschwister 12 Jahre alt.

Der Strandhauptmann

Der Strandhauptmann war (und ist) der Behördenvertreter vor Ort. Bei auflandigem Wind sorgte er dafür, dass am Strand Wache gegangen wurde. Im Falle einer Strandung benachrichtigte er den Polizeipräsidenten und kümmerte sich um evtl. Strandgut.

An den dem Unglück folgenden Tagen wurde vor dem Seegericht verhandelt und die Ursache der Havarie festgestellt. Gleichzeitig begann man, die Werte des Schiffs sicherzustellen. Konnte man annehmen, dass es möglich war, das Schiff von der Küste frei zu schleppen, wurde die Bergungsgesellschaft Svitzer gerufen. Andernfalls wurde die Ladung an Land gebracht und auf einer Strandgutauktion verkauft. In einigen Fällen wurde der Rumpf zum Abwracken verkauft. Das bei der Auktion eingenommene Geld verwendete der Kapitän für die Ausgaben, die eine Strandung verursachte: Bergen der Ladung, Bewachen der Ladung und Verpflegung und Unterbringung der Besatzung.

Strandhauptmann Ole Jespersen war auf dem Hof Kirkegaard des Strandhauptmanns in Fjaltring, im Jahr 1863 geboren. 1898 übernahm er das Strandlehen als Nachfolger seines Vaters, Jesper Olsen. Ebenfalls als Nachfolger des Vaters übernahm er auch die Arbeit als Vormann der Rettungsstation Tuskær.

Auf den Spuren von Kuipers

Hof des Strandhauptmanns Ole Jespersen, Kirkegaard, Rubyvej 9, Fjaltring, 7680 Lemvig. Ständig waren gemachte Betten im Wagenhaus bereit, das direkt am Rubyvej liegt.

Jan und Kathrine Kuipers' Haus: Fjaltring Byvej 21A, Fjaltring, 7680 Lemvig

Jan und Kathrine Kuipers sind auf dem Friedhof in Fjaltring begraben.

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