Rettungswesen
Die Rettungsstation Hvide Sande
Die 1931 eingeweihten Schleusen in Hvide Sande eröffneten auch für das Rettungswesen neue Möglichkeiten. Nun war es nicht mehr nötig, das Rettungsboot vom Strand aus auszusetzen, sodass die nahegelegenen kleinen Stationen mit Ruder-Rettungsboot in Haurvig und Sønder Lyngvig aufgegeben werden konnten. 1933 wurde die Rettungsstation Hvide Sande gegründet.
Das erste Boot der Rettungstation Hvide Sande war MRB 21 mit einem 58 PS starken Benzinmotor (1961 durch einen Dieselmotor mit 86 PS ersetzt).
Da sich der Aufgabenbereich der Retter mit der Zeit änderte und neue Verfahren für eine erfolgreiche Rettung aufkamen, wurde das Motorboot durch neue und größere Boote ersetzt. Zuerst durch MRB 33 und später durch MRB 34, das jetzt bei der Rettungsstation Anholt stationiert ist. Die Station erhielt auch einen Rettungspram mit einem Außenbordmotor sowie ein leichtes, schnelles Boot. 1989 nahm das derzeitige Rettungsboot ‚Emile Robin‘ den Betrieb auf.
Die Rettungsaktionen haben sich im Laufe der Zeit stark geändert. In den ersten Jahren waren es noch gestrandete Handelsschiffe und Fischerboote, die der Station ihre Existenzberechtigung gaben. Mit der Zeit nahmen aber Badegäste, Freizeitskipper und Windsurfer einen immer größeren Platz in der Statistik ein. Die Rettungsstation Hvide Sande hat meistens um die 100 Einsätze im Jahr.
Hvide Sandes erste Rettungsstation
Das ursprüngliche Gebäude der Rettungsstation aus dem Jahre 1933 stand auf der Nordseite des neuen Hafens. Man errichtete sie anhand von Zeichnungen der 1927 neu gebauten Station in Esbjerg. Hier stand das motorisierte Rettungsboot auf einem Wagen, den man auf einem Schienensystem zu einer Slipanlage fuhr, um dann das Boot mit einer elektrischen Winde schnell zu Wasser zu lassen.
Man war vorsichtig. Das alte mit Rudern angetriebene Rettungsboot von der Rettungsstation Sønder Lyngvig behielt man bis 1947 als Reserve.
Das Gebäude verkaufte man 1979 und seit 1987 ist die Rettungsstation in einem Gebäude mit dem Hafen- und Schleusenbüro untergebracht.
Auf Wache
Mit den vielen Rettungsstationen hatte man während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wirkungsvolle Seenotrettung geschaffen, aber das half ja nichts, wenn die Strandungen nicht rechtzeitig bemerkt wurden. Das Patrouillieren am Strand war Aufgabe des Strandvogts. Im Prinzip musst man immer vor Ort sein, wenn das Wetter die Gefahr erhöhte, auf Grund zu laufen. Diese Regelung war jedoch nicht realistisch.
1900 übernahmen daher die Rettungsstationen den Wachdienst, und das bedeutete, dass sich die Staatsausgaben für diesen Zweck mit einem Schlag von 6.300 Kronen (1899-1900) auf 26.400 Kronen (1900-1901) erhöhten. Aber es half. Von nun an entdeckte man die überwiegende Zahl der Schiffe, bevor es zu spät war.
Wenn die Strandwache ein Schiff in Seenot observierte, war es ihre erste Pflicht, der Besatzung ein Signal zu geben, dass man sie gesehen hatte. Das tat die Strandwache durch Anzünden einer Notfackel. Danach alarmierte sie unverzüglich die Rettungsstation, die sich für jede mögliche Rettungsaktion bereit machte.
Das Unglück im Jahre 1951
Der 9. Dezember 1951 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der Rettungsstation Hvide Sande. Dem niederländischen Saugbagger ‚Kinhem‘ war bei schlechtem Wetter die Kohle ausgegangen und forderte daher Schlepphilfe an, um eine Strandung zu vermeiden. Das Schiff hatte jedoch kein Funkgerät, sodass der Kapitän eine althergebrachte Weise nutzte, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Er gab ein Notsignal mit einer Notrakete ab.
An Land deutete man das Signal allerdings falsch. Es wurde angenommen, dass die Besatzung in Gefahr war, und da der Wind und das Meer nicht sonderlich schlecht waren, ließ man das Motorrettungsboot MRB 21 in See stechen. Auf dem Rückweg ohne Besatzung aber mit der Nachricht, dass Schlepphilfe gewünscht wird, riss das Tau des Treibankers des Rettungsbootes. Ohne den Widerstand des Treibankers wurde das Boot zu schnell und es kenterte in der Brandung. Fünf Männer der Besatzung kamen ums Leben.
Die Trauerfeier für die Ertrunkenen fand in der kleinen Kirche von Nørre Lyngvig am 15. Dezember statt (die Kirche von Hvide Sande wurde erst 1954 gebaut). Da die Kirche nur Platz für 150 Personen bietet, mussten die meisten der 2 000 Trauergäste, die aus Nah und Fern angereist waren, auf dem Friedhof in Regen und Wind ausharren.
Die landesweite Tageszeitung Berlingske Tidende fing die Stimmung ein, die das Land nach dem Unglück ergriff:
„Der Leuchtturm von Nørre Lyngvig sandte bereits sein Licht über das brüllende Grau des Meeres, als die Leute ganz ruhig den kleinen versandeten Friedhof am Nachmittag verließen. Fünf der besten Männer der Gegend hatte man zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet. Fünf der wirklichen Stützen dieser kleinen Gemeinde opferten ihr Leben zusammen und wurden zusammen beerdigt. Sie werden nicht vergessen werden, weder vor Ort noch im ganzen Land.“
Emile Robin
Das Rettungsboot ‚Emile Robin‘ wurde 1989 von der Werft Nordsøværftet in Ringkøbing ausgeliefert. Es ist mit zwei Motoren bestückt, die jeweils 384 PS Leistung bringen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 11 Knoten (etwa 20 km/h) und es kann für 20 Stunden bei voller Leistung fahren.
Emile Robin (1819-1915) war ein aus Paris stammender Großkaufmann, Philanthrop, Cognac-Hersteller und Vizepräsident des französischen gemeinnützigen Vereins La Société Centrale de Sauvetage des Naufragés (Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger).
Robin unterstützte das Rettungswesen in einer Reihe von Ländern, nicht zuletzt in Dänemark. Im Zeitraum 1891-1913 errichtete er acht Stiftungen mit einem Gesamtkapital von 114.900,- Kronen zur Unterstützung dänischer Rettungsmänner und ihrer Familien und er spendete Barometer an mehrere Rettungsstationen. Daher ist es nur folgerichtig, dass auch ein dänisches Rettungsboot seinen Namen trägt.
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